Heimat

Ein Klassentreffen nach 34 Jahren war der Grund, meine alte Heimat zu besuchen. Nachdem meine Eltern nach Berlin zogen, gab es für mich nie einen wirklichen Anlass zurück zukehren. Ich bin regelmäßig in Berlin und in der Regel treibt es mich, wenn die Zeit es zulässt, direkt von der Hauptstadt gen Norden zur Ostsee. Die A11 führt schnurgerade durch die Mark Brandenburg. Nach dem Buckowsee, unendlichen Kiefernwäldern kommt dann irgendwann die Abfahrt Joachimsthal, wo man abfahren muss, um dort hinzukommen wo ich groß geworden bin.  Aufgewachsen bin ich in der Uckermark, in einem winzigen Dorf zwischen dem ländlich geprägten Angermünde und der Industriestadt Schwedt: Flemsdorf. Ca. 30 Jahre war ich nicht mehr hier, nicht nur gefühlt eine Ewigkeit. In meinem Flemsdorf von damals gab es mit mir vier Kinder in meinem Alter, 100 Lehrlinge von der Betriebsberufsschule Criewen und vielleicht 200 Dorfbewohner. Dafür weite Landschaften, viele Seen und Teiche direkt vor der Tür und die Oder. Im Flemsdorf von heute hat sich nicht wirklich etwas geändert. Obwohl, aus der Betriebsberufsschule ist ein Wohnheim für Senioren geworden und ein Teil der Gebäude wurde abgerissen. Man hat jetzt einen freien Blick auf den Haussee. Unser Wohnhaus ist dem Altenheim einverleibt worden. Es ist still, einsam und irgendwie viel kleiner als früher. Mein erster Gedanke: Hier möchte ich nicht tot über dem Zaun hängen. Aber die Sonne strahlt und es ist für Februar angenehm warm und das macht es für mich einfacher. Beim Rundgang um den See kommen die Erinnerungen an die Kindheit. Mit meinen heutigen Erfahrungen war diese einfach nur schön. Heimat ist für mich in erster Linie diese positive Erinnerung an unbeschwerte Kindertage, und eine innige Verbundenheit mit meinem Haussee, in dem wir geangelt haben, Paddelboot gefahren sind und im Winter Eislaufen waren.Erst jetzt stelle ich bewußt fest, dass ich diese Einsamkeit, Unberührtheit vermisst habe. Kein Wunder, dass ich Menschenmassen nicht mag. Ich komme bald wieder. Dich sprechen die Fotos und/oder Texte an und Du bist an einer Kooperation interessiert? Dann melde Dich gern bei mir.
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Sommer auf dem Land

Es ist heiß in diesem Sommer, überall. Auch bei Schwiegermutter auf dem Dorf wabert die Hitze durch die Straßen, legt sich auf die Felder wie eine dicke, schwere Decke. Man kann ihr nur entkommen im Bauernhaus mit seinen alten Lehmmauern. Das Licht ist anders dieser Tage, hell und grell – es sticht in die Augen. Alle warten auf Regen: Die durstigen Pflanzen, die erschöpften Menschen und sogar die Bienen haben keine Lust mehr zum herum summen. Und abends am Horizont braut sich endlich ein Gewitter zusammen. Ein schöner Landregen wäre besser, aber wir sind anspruchslos geworden. Ein heißer Sommertag auf dem Land neigt sich dem Ende. Ich fühle mich wie damals als Kind, noch einmal barfuß und unbeschwert durch den Garten laufen, halbgrüne Tomaten naschen und von den ersten Pflaumen kosten. Meine ganz persönliche Reise in die Kindheit. Der Sommer folgt. Es wachsen Tag und Hitze, und von den Auen dränget uns die Glut; doch dort am Wasserfall, am Felsensitzeerquickt ein Trunk, erfrischt ein Wort das Blut.Der Donner rollt, schon kreuzen sich die Blitze, die Höhle wölbt sich auf zur sichern Hut,dem Tosen nach kracht schnell ein knatternd Schmettern; doch Liebe lächelt unter Sturm und Wettern. Sommer Johann Wolfgang von Goethe 1749 bis 1832 Dich sprechen die Fotos und/oder Texte an und Du bist an einer Kooperation interessiert? Dann melde Dich gern bei mir.
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Sommerliches Fotoshooting mit Andy in Köln

Köln, im heißen Sommer 2018 – Andy und ich trafen uns an einem lauen Augustabend, für ein spontanes, sommerliches Portrait-Fotoshooting. Andy hatte verschiedene Outfits dabei und gemeinsam sind wir dann zusammen losgezogen, um geeignete Locations für unser Vorhaben zu finden.  Beginnend am Ebertplatz – etwas wuselig – ging es weiter zum Konrad-Adenauer-Ufer und dann zum Rheinauhafen. Hier endlich fiel das frühabendliche, weiche Licht so toll, dass wir mit dem Shooting so richtig loslegen konnten.  Andy ist ein richtiges Supermodel und für jeden Spaß zu haben. Unsere kleine Fototour führte uns dann zum Abschluss an die Deutzer Rheinseite – Strandfeeling und Wasser mit Blick auf den Dom, was will man mehr?
Dich sprechen die Fotos an und Du planst ein eigenes Fotoshooting? Dann melde Dich gern bei mir. Konditionen und Preise teile ich gerne per email mit. Grit Lezovic Fotografin Continue Reading

365 Tage – 12 Monate – ein Jahr

Mein persönlicher Jahresrückblick auf 2017Es ist der 31. Dezember, wir verbringen den letzten Tag des Jahres zu Hause auf dem Sofa. Zeit also, das alte Jahr Revue passieren zu lassen. Unabhängig von der unsicheren politischen Weltlage: Trump, Nordkorea, Jemen, Merkel und Co. – persönlich waren es aufregende 365 Tage. Der beste aller Ehemänner und ich hatten uns vorgenommen, 2017 viel zu erleben, zu reisen und die Zeit zu Zweit (ohne die jetzt großen Kids) zu genießen. Ich glaube, das haben wir geschafft und so schaue ich glücklich zurück und freue mich auf die kommenden 365 Tage. Hier sind meine persönlichen Highlights:  Moskau - Dobry den! Hach, Moskau ist toll! Das Jahr 2017 starteten wir mit einer Reise über Silvester in die Hauptstadt Russlands. Schließlich musste ich ja noch einen Punkt meiner Bucketlist erfüllen: Schlittschuhlaufen im Gorki-Park. Moskau hat meine Erwartungen übererfüllt. Hier hatten wir das beste Sushi außerhalb Japans, die unglaublichste Eislaufbahn und das besinnlichste Silvester. Es sind keine Böller und kein Alkohol auf den Straßen des Stadtzentrums zugelassen. Das war sehr entspannend.  Singapur - Asien für Anfänger Im Februar ging es mit Töchterchen ans andere Ende der Welt. Singapur ist ja das Asien für Early Beginners. Und das stimmt auch. Die Stadt schläft nie, ist super sauber und man kann lecker essen. Wir hatten ein Hotel in China Town und waren somit mittendrin im Getümmel. Fazit von uns zwei nach 6 Tagen Aufenthalt: Wir kommen auf jeden Fall wieder!  Barcelona Im März entschieden wir spontan ein Wochenende in Barcelona zu verbringen. Wir wollten dem nass-kaltem, depressiv machendem Wetter in Köln entfliehen.In Barcelona erwartete uns Sonnenschein und 20 Grad. Bei Sangria und Iberico-Schinken verbrachten wir ein wunderbar entspanntes Wochenende. Ostsee - immer gerne April – Die ostdeutsche Ostsee und im speziellen dem Darß gilt meine große Liebe. Mindestens einmal im Jahr muss ich das Meer sehen. Okay, in 2017 habe ich das öfter erlebt… Der Darß ist wunderbar geeignet zu Fahrrad fahren. Er ist nicht so überlaufen wie Rügen oder Usedom und es gibt hier den schönsten, naturbelassenen Weststrand. Eine tolle Location für Fotografen. Auszeit an der Nordsee Mai, das Wetter in Köln war kaum zu ertragen und dank Secret Escapes ging es für ein langes Wochenende an die niederländische Nordsee. In Rockanje wollten wir die Seele baumeln lassen, mal durchlüften und viel wandern. Der Strand von Rockanje ist dafür wie geschaffen und unsere Wanderungen wurden mit Sonnenschein und blauem Himmel belohnt. Wiedersehen in Halle an der Saale Juni und wir haben unser alljährliches Pfingsttreffen mit Studienkollegen in Halle/Saale. Es ist schön, nach so langer Zeit meine alte Universität zu besuchen. Auf dem Campus hat sich alles verändert. Hier ist nichts mehr wie es war. Zum Glück stehen noch die alten Hörsäle und dank einer guten Freundin können wir noch einmal in die Geschichte eintauchen. Jambo! Juli und es war Zeit, die Welt zu entdecken. Uns zog es nach Sansibar/Tansania. Hier verlebten wir zehn wunderbare Tage, was für diese Insel viel zu wenig ist. Die Zeit auf Sansibar hat mir wieder bewußt gemacht, wie gut es uns in Europa geht. Die Menschen in Afrika kommen mit so wenig aus. Wir durften Familien kennenlernen, allesamt offen, freundlich und allem Anschein nach glücklich, die uns voller Stolz in ihr Heim aufnahmen. Zurück in Deutschland fiel mir es mir nicht leicht, wieder im normalen Alltag anzukommen. Was ich mit nehme? Hakuna Matata – das Leben ist zu kurz, um Streß zu haben. Wo fliegen sie denn, die Ballons? Im August/September finden jährlich die Heißluftmeisterschaften „Montgolfiade“ in Warstein statt. Um meine Fotografie-Skills zu verbessern, nahm ich an einem Workshop von Klaus Wohlmann teil. Gemeinsam mit anderen begeisterten Hobbyfotografen verfolgten wir die Starts der Ballons und das Ballonglühen um Mitternacht. Klaus – vielen Dank für den tollen Tag und wir sehen und bei einem deiner nächsten Seminare bestimmt wieder.
Tschernobyl Oh Gott, müsst ihr da wirklich hin? Das war die Reaktion von Freunden und Verwandten, als wir erzählten, dass wir nach Tschernobyl fahren. Doch, das wollten wir. Mit eigenen Augen sehen, was dort nach 30 Jahren los ist und wie sich die radioaktive Katastrophe auf die Umwelt ausgewirkt hat. Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin! Im Oktober/November war ich (glaube ich) fast jede Woche einmal in der Hauptstadt. Meist beruflich, aber ich hatte auch Zeit, meine Eltern zu besuchen. Ende Oktober, Anfang November gab es dann auch die Gelegenheit, einen fotografischen Streifzug durch Ostberlin zu unternehmen und die altbekannten Wege völlig neu zu entdecken. Einmal mehr zeigt mir diese Zeit, dass ich in Berlin fest verwurzelt bin und die Sehnsucht mich immer wieder nach Hause treibt. Irgendwann bin ich wieder fest hier, versprochen! Ein Koffer steht schon in Berlin. Jahresendspurt Der Dezember ist für mich immer der stressigste Monat des Jahres. Projekte müssen abgeschlossen, die Geschenke für Weihnachten eingekauft werden und der obligatorische Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt mit oder ohne Arbeitskollegen, Familie, Bekannten etc. steht an. Ein Monat zum durchdrehen, also. Trotzdem gab es auch schöne Momente. Zum Beispiel der Besuch von Verwandten in Angeln/Schleswig-Holstein. Ich hatte mir dafür die einzigen Tage mit Schnee und Sturm ausgesucht. Trotzdem war es toll, die Zwei nach so langer Zeit wieder zu sehen. Und die Gewissheit festigte sich, dass Familie und Freundschaft das Wichtigste im Leben sind. Dich sprechen die Fotos und/oder Texte an und Du bist an einer Kooperation interessiert? Dann melde Dich gern bei mir. Grit Lezovic Fotografin Continue Reading

Tschernobyl – Reise zu den Geistern

Damals…Im April 1986 – ich 17 Jahre alt und im ersten Ausbildungsjahr an einer Berufsschule mit Internat im Osten von Berlin. Wir hörten heimlich auf den Zimmern West-Radio. Der RIAS war problemlos zu empfangen und hatte die bessere Musik. Daher lief das Radio am Sonntagabend. In den Nachrichten brachten sie eine Mitteilung über einen Reaktorunfall in der Sowjetunion. Wir diskutierten an diesem Abend lange über die Situation und wussten, dass dieser Unfall auch Einfluss auf unser jetziges und zukünftiges Leben haben wird. Von den DDR-Medien war zu dieser Zeit nichts darüber zu hören. Es wurde totgeschwiegen.Nächster Montagmorgen – erste Stunde Sport. Unser Lehrer, ein ehemaliger NVA-Offizier, verordnete 5 km Waldlauf unter dem Motto: „Nicht dass ihr denkt, ich schere mich um die aktuelle Lage. Frische Luft ist gesund!“ Mehr wurde darüber nicht gesprochen und das Thema generell unter den Tisch gekehrt. Ich weiß nicht, ob diese Sportstunde einen Einfluss auf meine Gesundheit hatte. Ich habe noch viele Jahre danach Joggen mit diesem Ereignis verknüpft und es gehasst.Bei uns war die Welt also auch danach noch in Ordnung. In Westberlin und der BRD nicht. Plötzlich gab es Unmengen an frischem Gemüse: Grüner Salat und Gurken – im Frühjahr! Jeder wusste, dass in Westdeutschland Niemand das (offensichtlich) verstrahlte Gemüse und Obst anrührte. Wir auch nicht. Es war eine Zeit der Gerüchte und Vermutungen und wir hatten Angst. Was würde die Zukunft bringen?Die DDR war bis 1989 in permanenten Kriegszustand. Das erfuhr ich allerdings erst nach der Wende. Mit 14 lernten wir, wie ein sicherer Unterschlupf für den Katastrophenfall zu bauen ist. Mit 16 robbten wir mit Gasmasken durch die Natur – eine Kombination aus Survivals- und Pfadfindertraining. Mit dem kalten Krieg lernten wir umzugehen. Eine Katastrophe durch die „guten“ Atome – das war nicht vorgesehen. Das Unglück von Tschernobyl wurde zur größten technologischen Katastrophe des 20. Jahrhunderts.Heute…31 Jahre später mache ich mich mit 11 anderen Unerschrockenen auf den Weg nach Tschernobyl. Das Gebiet ist in zwei Zonen eingeteilt. In der 30 km Zone leben noch ca. 2000 Menschen, die hauptsächlich im Kraftwerk arbeiten. Hier ist auch das einzige Hostel zu finden, in dem wir zwei Nächte verbringen. In der 10 km Zone liegt die heutige Geisterstadt Pripyat, ca. 4 km entfernt vom Reaktor 4. Vor der Katastrophe muss Pripiyat eine sehr lebenswerte Stadt für ihre 50.000 Einwohner gewesen sein: Ein nie fertig gestelltes Stadion, eine Schiffsanlegestelle, Kino, Kulturhaus, Schwimmbad, Rummelplatz sowie zahlreiche Sporthallen, die Einwohner hatten viele Möglichkeiten. Heute sehen noch viele Häuser aus wie am Tag der Evakuierung, trotz Plünderungen und Vandalismus. Heute ist die radioaktive Strahlung direkt am Reaktor in einem akzeptablen Bereich Im Krankenhaus stehen die Babybetten in Reihe als wäre nichts passiert. Wir wandern über kaum erkennbare Straßen und Wege. Die Natur hat sich Raum zurückerobert. Die einstige Hauptstraße ist mit Bäumen und Sträuchern zu gewuchert und nicht mehr erkennbar. Wenn man mit den Füßen das Laub und den Humus wegschiebt, kommt der Beton zum Vorschein. Es ist still, sehr still. Nur vereinzelt hört man ein Zwitschern. Wo sind die Vögel? Bienen und Wespen sucht man ebenfalls vergebens. Das leise Ticken des Messgerätes am Hosenbund wird nur ab und zu unterbrochen von einem hektischen Fiepen, wenn die radioaktive Strahlung über dem Grenzwert liegt. Hier kann ich mich nicht auf meine Sinne verlassen. Denn radioaktive Strahlung kann man nicht riechen, sehen oder schmecken. Ich laufe quasi blind durch die Gegend. Tiere sollen die Gefahr ja spüren, ich verlasse mich auf den Geigerzähler. Tatsächlich ist die Strahlung unregelmäßig. Es gibt sogenannte Hotspots, die schlimmsten sind mit einem Warnschild versehen. Die Hauptwege und umliegende Gebäude wurden dekontaminiert, so dass man sich gefahrenfrei bewegen konnte.
In drei Tagen, nach vielen Kilometern Weg und etlichen Stockwerken sind mir die Schicksale der Menschen in Pripyat und Umgebung näher. Ich wünschte ich könnte mich nur für einen Augenblick 35 Jahre in die Vergangenheit zurück beamen und Szenen des täglichen Lebens beobachten. Besonders stark ist dieses Gefühl im Kindergarten. Hier stehen noch die Spielzeugautos auf dem Tisch und Kinderschuhe im Schrank. Es muss ein schönes Gebäude gewesen sein – offen und hell.Abends ab 18 Uhr gehört Pripyat wieder den Geistern. Niemand darf sich über Nacht dort aufhalten. Bevor wir die 10 km Zone verlassen, werden Fahrzeug und Mensch auf Radioaktivität untersucht. Nach 3 Tagen haben wir eine errechnete Gesamt-Strahlendosis von ca. 29 Microsievert aufgenommen. Gut, dass in diesem Jahr kein Langstreckenflug mehr ansteht. Die Reise wurde organisiert von urbexplorer.com und fand im September 2017 statt. Marek & Marek – herzlichen Dank für die tolle Organisation. Dich sprechen die Fotos und/oder Texte an und Du bist an einer Kooperation interessiert? Dann melde Dich gern bei mir. Grit Lezovic Fotografin Continue Reading